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Strümpfe aus Fischernetzen und Rizinussamen


Ich lese gerade das Buch "Gouden Jaren" über das Leben in den Niederlanden während den 1950er/60er-Jahren. Dort las ich, dass es früher Ateliers gab, in denen nichts anderes als Laufmaschen bei Nylonstrümpfen repariert wurden. Diese Nähstuben gab es nur bis die Strumpfhosen so billiger wurden, dass man sie einfach wegwarf, wenn sie kaputt gingen.


Source: Christian Gertenbach
Source: Christian Gertenbach

Die Kurzlebigkeit von Kunststoffstrümpfen hat sich leider bis heute gehalten. Das ist besonders bedenklich, da die Strümpfe schon aufgrund ihrer Herstellung Ökosünder sind – oder etwa nicht? Heute gibt es einige Labels, welche auf recycelte Rohstoffe und eine nachhaltige Produktion setzen. Vier davon stelle ich euch gleich vor.

 

Swedish Stockings



Kniesocken, Netzstrümpfli oder Strumpfhosen – in Nude, Korallrot  oder Karamel, mit Punktmuster, Ripp oder Lurex – das Sortiment des schwedischen Labels lässt keine Wünsche offen. Hergestellt wird die Strumpfware mit nachhaltiger Sonnenenergie in Italien. Und zwar aus Nylon-Abfall. Dieser besteht zum Teil aus kaputten Strümpfen, die Swedish Stockings in einem eigenen Recycling-Programm sammelt (Mehr Infos).

In der Schweiz sind die Stücke erhältlich bei Rrevolve oder Kari Kari


 

Ellen Amber



Auch die Migros hat an einem nachhaltigem Rohstoff getüftelt und bringt seit Kurzem unter seiner Eigenmarke eine Linie aus O-Nova-Faser heraus. Diese besteht zu 99 Prozent aus recycelten Polyamid-Microfasern. Bisher werden daraus leider nur Strumpfhosen in verschiedenen Den-Stärken in Schwarz hergestellt.


Daneben gibt es eine Kollektion aus EVO-Faser, sogenanntem "Bio-Polyamid" – wobei ich diese Bezeichnung eher verwirrend finde. Diese wird zwar in einem ähnlichen Verfahren wie das synthetische Equivalent hergestellt, aber aus biologischen Rizinussamen statt aus Erdöl. Der Rohstoff macht die Strümpfe antibakteriell und besonders weich. Beide Kollektionen werden übrigens in Polen produziert – Kurze Transportwege sind also garantiert.


Die Strumpfhosen sind in allen grösseren Migros-Filialen und teilweise im Online-Shop erhältlich.


 

Ehrlich Textil



Als Sarah und Benjamin 2015 die Idee hatten, für ihr Label nachhaltig in Europa produzieren zu lassen, setzten sie gänzlich auf Unterwäsche. Bereits vor einiger Zeit haben sie ihr Sortiment glücklicherweise um Strümpfe erweitert. Dazu gehören Strumpfhosen – dies es nur in schwarz gibt – sowie Kniesocken mit Spitzenbund und kurze Feinstricksöckchen in Schwarz und Nude. Sie bestehen alle zu 90 Prozent aus EVO-Faser, also ebenfalls aus Rizinussamen.


Die restlichen 10 Prozent sind Elastan, was die Strumpfware extra anschmiegsam und fromstabil machen. Die Kniesocken sind zudem mit Silikonstreifen, für besseren Halt, versehen.


Die gesamte Kollektion kann direkt über den Online-Store gekauft werden.

 

Kunert Blue


Der traditionelle Deutsche Strumpfhersteller Kunert lancierte vor Jahren bereits die Tochtermarke Kunert Blue.bDie Strumpfhose BLUE 50 besteht aus ECONYL-Garn, das komplett aus recyceltem Kunststoff also alten Fischernetzen, Teppichresten, etc., produziert wird.


Daneben gibt es die Linie BLUE 90, deren Strümpfe aus Polymaid hergestellt werden. Kunert leistet auch mit dieser Strumpfhose einen Beitrag zum „Circle of Life“, denn die BLUE 90 ist dank einem speziellen Verfahren biologisch abbaubar.


Kunert setzt neben dem Rohstoff auch bei der Verpackung auf Nachhaltigkeit. So arbeitet die Marke mit einem Papierhersteller zusammen, der weniger Rohstoffe für seine Kartonverpakungen benutzt und einer Druckerei, die Ökofarben verwendet. Beim Kauf einer Strimpfhose der Öko-Linien wird zudem 50 Cent an den Küsten- und Meeresschutz gespendet.



Das Label sendet leider nicht in die Schweiz, einige Modelle sind jedoch beim Strumphosenshop.ch, bei Zalando und bei Lanius erhältlich.


 

TIPP


Source: Caspar Camil Rubin
Source: Caspar Camil Rubin

Wenn du dich für ein Label entschieden hast noch zwei kleine Tipps: Versuche, deine Strumpfhosen seltener zu waschen – dann halten sie länger – und verwende auf jeden Fal einen Waschbeutel, zum Beispiel den von Guppyfriend. So gelangen keine Mikrofasern ins Grundwasser. Ganz nebenbei wird dadurch auch der Pillingeffekt (kleine Faserkügelchen auf den Strümpfen) reduziert.


Weitere allgemeine Tipps zum Thema Kleiderreinigung – respektive wie du dabei dein Portemonnaie und die Umwelt schonst – findest du in diesem Artikel.


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