Für viele Designbegeistere dürfte der Besuch der Blickfang ein jährliches Highlight sein. Denn wo findet man so viele Schweizer und ausländische Brands aus allen möglichen Sparten von Fashion über Möbel bis hin zu Wohnaccessoires, Schmuck und Papeterieartikel.
Damit Endkunden, Händler und Presseleute an jeder Blickfang solch eine breite Palette an Designern vorfinden arbeitet ein zwanzigköpfiges Team rund ums Jahr. Die diesjährige Blickfang in Zürich ist mit 50 Prozent Erstausstellern – bei insgesamt 220 Brands – diversen Sonderschauen und erstmaliger eigener Blickfang-Kollektion auf jeden Fall einen Besuch wert. Zumal sie dieses Jahr das letzte Mal im Herzen Zürichs im Kongresshaus stattfindet, da dieses bald umgebaut wird. Das nächste Jahr wird man dafür nach Oerlikon pilgern müssen.
Einige Highlights von vielen
Bei über 200 Ausstellern und dazu noch so vielen Neuentdeckungen ist es schwierig beim ersten Rundgang nicht alle zehn Minuten OOH, AHH und UUH zu schreien. Bei der Zusammenstellung der Highlights wurden deshalb dieses Mal nur Labels berücksichtigt, die bisher nicht bei Trendkomplott vorgestellt wurden (Interessierte finden weitere Labels hier).
Die Möbel des Winterthurer Labels Knebach bestehen aus handgefertigten Würfeln und Rechtecken. Diese sogenannten Cubes werden aus Holz- oder durchgefärbten MDF-Platten hergestellt und mit Natur-Öl behandelt. Die Holzbausteine von den Designern Simon Bachmann und Stefan Knecht lassen sich beliebig zu Bücherregalen, Sideboards oder Beistelltischen zusammenstellen.
Duvetbezüge, Tischtücher und Badetücher sind mehr als nur Heimtextilien finden die Designer von Naugthy Linen. Wenn wir bedenken wie viel Zeit wir in den eignen vier Wänden mit Schlafen, Essen und im Badezimmer verbringen, sollten die Textilien um uns herum den höchsten Komfort und Freude bereiten. So verbinden Naughty Linen hochqualitatives Leinengewebe mit ansprechendem, zeitlosen Design.
Zum 20. Jubiläum in Zürich wurde eine symbolische Festtafel in der Nähe des Eingangsbereichs aufgestellt. Darauf sind die Werke von über 10 Designerinnen und Designern zu sehen wie Stühle, Vasen, Kerzenständer, Lampen, Pflanzentöpfe und Geschirr. Daneben wird die erste eigens für die Blickfang gestaltete Kollektion, bestehend aus Tischtüchern aus Satin, gezeigt. Diese wurde vom Studio Besau Marguerre entworfen und ist nur für kurze Zeit im Online-Shop erhältlich.
Elisa Bortolussi hat die Fäden in der Hand: Sie stellt unter dem Namen Thea Kuta geometrische Objekte und Lampen aus Garn umsponnenen Metallgerüsten her. Durch die meist eher dunklen Farben der Fäden dringt nur wenig Licht durch die Lampenschirme. Die Lampen sind daher weniger als primäre Lichtquelle sondern atmosphärische Dekoration über der Sofa-Kuschelecke oder der Gartenlaube gedacht. Inspiriert wurde die Künstlerin dazu auf ihren Reisen von ihrer Heimat Italien nach Mexiko, Nigeria und Ghana.
Reduzierte Formen, stimmige Farben und immer ein Hauch Verspieltheit: Das haben die Werke der 5 ausstellenden niederländischen Designer der Sondershow Dutch Design gemeinsam. Die spielerische Komponente findet man vor allem in den Stücken des Designerduos Marijke und Sander Lucas alias Lucas & Lucas. Hier findet man Spiegel, die mit einem Kleiderbügel verschmolzen sind, Gabeln, die als Kerzenständer dienen, Rechaudkerzen-Lichter aus Flaschenhälsen und Hängelampen aus Kaffeetassen.
Hochhäuser, Leuchttürme und Baumhäuser zeichnen sich normalerweise durch ihre Grösse aus. Die Türme von Eva Wüst und Fabian Bircher kann man aber ohne an- oder ausbauen zu müssen, gut auf den Nachttisch oder das Sideboard stellen, denn sie haben die Grösse normaler Leselampen. Die Ursprungsidee von Vonturm war, dass zwei an verschiedenen Orten lebende Menschen über ihre Turmleuchten miteinander verbunden sind und sich bewusst, oder beiläufig Lichtzeichen schicken.
Fabian Zwicker mag Mosaike. So sind die Oberflächen seiner Möbel aus drei grossen oder unzähligen kleinen Rhomben zusammengesetzt. Die kleine Kollektion, bestehend aus Hockern und Salontischen aus Holz oder gefärbten MDF- Platten, von Vulpes in Lingo wird vom Künstler und Werklehrer in aufwändiger Handarbeit entwickelt und umgesetzt.
“Die Blickfang hält jung und frisch”, sagt Heinz Baumann der mit seiner Möbelmanufraktur bereits seit der ersten Ausgabe an der Blickfang in Zürich ausstellt. Die Messe eigne sich dazu, um überregionale Kunden für sich zu gewinnen und zwinge einem dazu hauseigne Klassiker immer wieder neu zu erfinden. Jedes Möbel von Heinz Baumann ist eine Einzelanfertigung aus heimischen Hölzern wie Ahorn, Birn-, Apfel-, Zwetschgen- und Nussbaum oder Eibe.
Die Flola vom Basler Designer Florian Meyer ist eine Tischleuchte aus Beton, die so leicht und filigran daher kommt, das sie beinahe zu schweben scheint. Dies wird durch kaum wahrnehmbare Edelstahlseile ermöglicht, mit denen der Leuchtkörper in weiss, betongrau oder anthrazit an der Decke befestigt wird. Ein Kontrast zu den zarten Farben der Leuchte bilden die individuell wählbaren Stromkabel, die mit farbigen Fäden umwoben sind.
Mooreiche ist Eichenholz, das bis zu mehreren Jahrtausenden im Moor oder im Boden von Auwäldern lag. Durch Gerbstoffe in der Eiche und Eisensalzen im Wasser des Moores bekommt dieses Holz seine unverkennbare Maserung. Je nach Alter reicht diese von hellgrau über olivfarben bis zu tiefschwarz. Aus diesem Holz fertigt Christian Tanner in seiner Werkstatt im Gundeldinger Feld einfache Bettgestelle, Tische und Bücherregale und verkauft sie unter dem Namen Mobiliarwerkstatt.
Über 15 Mal war die Basler Designerin Isabel Bürgin bereits an der Blickfang vertreten. Zweimal erhielt sie dabei bereits einen Blickfang-Designpreis. Das erste Mal für ihre Ambitionen als junge Künstlerin, den zweiten für die Weiterentwicklung ihrer Kreationen. Dieses Jahr feiert die Textildesignerin das 30-jährige Bestehen ihres Labels mit einer Sonderkollektion. Dazu hat sie alte Muster aus ihrem Fundus, die sich gewöhnlich durch ihre Farbigkeit auszeichnen, wiederverwendet und einzig in Schwarz-Weiss und Grauabstufungen herausgebracht.
Mit der Vision klassische Schnitte neu zu interpretieren und Schweizer Damen- und Herrenmode zu einem erschwinglichen Preis anzubieten, gründeten Sandro Witschi und Ronny Sulmoni 2014 als Teil eines schulischen Modeprojekts ihr Label. Bei der Entwicklung der Kollektionen setzt Vonbern auch auf das Talent von jungen Schweizer Grafikern und Künstlern und entwickelt mit ihnen Stoffdesigns oder grafische Elemente, die dann bei den Kollektionen verwendet werden.
Der Deutsche Felix Doll hat 2015 sein Schmucklabel in Zürich gegründet. Bei seinen Stücken setzt er auf geometrische, klare Formen, genderlose Modelle und Fair-Trade. So werden die Produkte in der Schweiz designt, in Nepal gefertigt und bekommen in Deutschland den letzten Schliff. Neben seiner breiten Kollektion an Halsketten, Fingerringen, Armreifen und Ohrsteckern bietet Felix Doll auch Anpassungen und Einzelanfertigungen an.
Den Schlüssel, die Sonnenbrille, das Lieblingshalstuch oder den Knirps-Regenschirm verlegen: Das kann einem mit den Brettchen von Schlüsselbrett.ch nicht mehr passieren. Die Brettchen bestehen aus einer Schiene aus eloxiertem Aluminium oder Holz, kombiniert mit Designfilz aus Schurwolle, bei der man aus 25 verschiedenen Farben auswählen kann. Hergestellt werden sie in Zusammenarbeit mit regionalen Partnern.
Im Namen der Stadtentwicklung Zürich sage sie gerne, man sei stolz darauf, eine solch florierende Kreativszene zu haben und begabte junge Designer fördern zu können, sagte Corine Mauch an der Präsentation der Sonderschau Blickfang Locals während der Eröffnung der Blickfang. Hier stachen vor allem die Möbel- und Teppichdesigns von Punk-S und Nule heraus. Nule paart junges farbenfrohes Design mit traditionsreichem Handwerk aus Sardinien. Dort werden die Teppiche aus reiner Schafwolle in einem winzigen Dorf namens Nule seit Generationen auf antiken Webstühlen hergestellt. Die Beistelltische von Punk-S sind derweil an die organische Formsprache aus den 1950er-Jahre angelegt. Auch die geschwungenen Beine der Salontische namens “Leichtfuss” orientieren sich an den sogenannten Hairpin Legs aus den 50ern.
Der Zürcher Concept Store Snowflake findet man von der Babykrippe, dem Hochstuhl, über das Kajütenbett bis zu Lampen, Mobiles und Krabbeldecken alles für Babys und Kleinkinder. Vertreten sind vor allem nordische Labels und europäische Marken, die sich ebenfalls dem cleanen, minimalen Stil verschrieben haben. Anstelle von kitschigen Designs und typischen Babyfarben findet man hier Möbel und Accessoires, an denen man lange Freude hat. Besonders toll für Weihnachten sind die schlichten Adventskalender und Kaminsocken in Form von Waldtieren.
Grosse Statementohrringe in geometrischen Formen und Armbände und Halsketten aus buntem Rundgeflecht mit Goldringen und Pompons: Die Schmuckstücke von Dubaruba aus Wien stammen von verschiedenen Designern, die traditionelles afrikanisches Design mit modernen Einflüssen vereinen. Die meisten Schmuckstücke sind handgefertigte Einzelarbeiten.
House of Aim von Annette Kres aus Thalwil ist ein Sportmode-Label für Frauen mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und Bio-Fashion. Das heisst die Inspiration für die Designs ist meist die Natur – wie etwa eine Ameisenstrasse – oder auch die Beziehung zwischen dem Menschen und seiner Umwelt. Für die Leggins, Oberteile Pullover, Jupes und Bauchtaschen werden teils ökologisch produzierte Fasern und teilweise recycelte Materialien verwendet.
Ein Bier-Wanderbuch, ein Kinderspiel mit dem Namen “Roadkill”, ein Ovomaltine-Kochbuch oder ein Puzzle mit dem Motiv der Stadt am Rheinknie: Das alles findet man bei Helvetiq. Angefangen hat alles 2008 mit einem Spiel über die Schweiz, mit dem der Gründer seinem Bedürfnis, das Land für sein Einbürgerungsverfahren auf eine lehrreiche und unterhaltsame Weise kennen zu lernen, nachging. Seither stellt Helvetiq verschiedene Spiele, Puzzles, Bücher und andere illustrierte Werke her.
Die Blickfang hat noch bis zum 27. November 2016 um 18.00 Uhr geöffnet.
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